Interview mit Wiggerl Donbeck – Trainer der 1. Herrenmannschaft

08.12.2024

Aktuelles Interview mit Wiggerl Donbeck:

(Foto Titelbild: Christian Riedel / fotografie-riedel.net)

Nach Abschluss einer äußerst erfolgreichen Vorrunde in der Landesliga Südost, die man als Tabellenführer zur Winterpause anführt, traf unser Pressesprecher Rainer Hellinger unseren Trainer der ersten Herren Mannschaft Christian „Wiggerl“ Donbeck zum Interview:

Servus Wiggerl,

fast auf den Tag genau vor einem halben Jahr habe ich das erste Interview mit Dir geführt. Das war am 24. Mai und Du hattest gerade unsere Erste Mannschaft als Trainer übernommen. Nun, ein halbes Jahr später, stehst Du mit Deinem Team sensationell auf Platz 1 der Landesliga Südost und kämpfst um den  Bayernligaaufstieg. Was für eine unglaubliche Geschichte, zu der ich ein paar Fragen habe:

Rainer Hellinger:

Wie hast Du Deinen Start beim FC Schwaig erlebt und was hat Dich im Rückblick beim FC Schwaig am meisten überrascht?

Wiggerl Donbeck:

Durch meine kurzfristige Verpflichtung und dem großen Umbruch blieb keine Zeit zum Abtasten. Nach zwei, drei Wochen habe ich gespürt, welche Gier und welches Potential in der Mannschaft steckt. Wir haben in Schwaig (Umfeld, Fans und Mannschaft) ein sehr familiäres Verhältnis und das macht dann schon vieles leichter.

Rainer Hellinger: 

Hättest Du am Anfang der Saison diese rasante Entwicklung Deiner Mannschaft für möglich gehalten? Das Team hat ja Ben Held, Nils Wölken, Simon Georgakos, Mikey Straßer, Roman Mavdryk, Tobi Bartl und Nils Ehret einige wichtige Spieler im Sommer verloren.

Wiggerl Donbeck:

Dazu kommen noch Maxi Hellinger und Joshi Steindorf. Beides sind sehr wichtige Spieler und gute Typen. Maxi und Joshi standen uns in der Vorrunde verletzungsbedingt kaum zur Verfügung. Ich war von der Mentalität der Mannschaft vom ersten Tag überzeugt. Dazu kommt, dass ich nicht gerade der einfühlsamste und geduldigste Typ als Trainer bin, also Dinge klar und unmissverständlich anspreche und auch fordere. Ich will damit sagen, dass wir alle vom ersten Tag an, sehr „intensiv“ und hart gearbeitet haben. Am Ende liegt es aber an den Spielern, ob und wie sie diese Dinge umsetzen…. Und daher sind wir auf dem richtigen Weg.

Rainer Hellinger:

„Geld schießt Tore“ Dieser Spruch wird nicht nur bei den Profis immer wieder zitiert, sondern auch im Amateurbereich. Der FC Schwaig geht einen anderen Weg: Mit Raffi Ascher und Leon Roth führen 2 Eigengewächse die interne Torschützenliste an. Raffi trifft bereits seit 10 Jahren wie am Fließband, Leon hast Du vom Linksverteidiger zum treffsicheren Außenstürmer umfunktioniert. Wie ist Dir das gelungen?

Wiggerl Donbeck:

Ich kenne diese Aussage. Es gibt Funktionäre, die Aufmerksamkeit suchen. Wenn ich von meinen eigenen Fehlern ablenken will und aus Neid Schmerz wird, dann kommt es zu solchen hirnlosen Aussagen. Das schadet aber nur dem Ansehen des eigenen Vereins. Wir haben nicht nur Raffi und Leon. Beide haben natürlich ihre Qualität in der Offensive. Was aber auch wichtig ist, dass beide sehr gut defensiv arbeiten. Grundsätzlich schaue ich mir die Qualitäten eines Spielers an und entscheide, auf welcher Position ich diese Qualität am erfolgreichsten für die Mannschaft und damit für den Spieler einsetzen kann.

Foto: Christian Riedel / fotografie-riedel.net

Rainer Hellinger:

Wenn man Deine Truppe spielen sieht, fällt einem sofort die unglaubliche Stabilität ins Auge, mit der die Mannschaft agiert. Auch nach Rückständen hört sie nicht auf, ihren Matchplan zu verfolgen. Wie kam es denn dazu?

Wiggerl Donbeck:

Wir haben inzwischen gelernt. Besonders aus unseren Fehlern. Jeder weiß mittlerweile, was seine Aufgabe im Team ist, damit wir als Mannschaft erfolgreich sind…. Und das von der ersten bis zur letzten Minute. Wir verteidigen sehr humorlos und diszipliniert. Vor der Abwehr räumt Flo (Pflügler) alles ab. Tim (Schels) ist unzerstörbar, will manchmal noch zu viel, aber ein geiler Kicker. Ja und dann haben wir noch Vinc Sommer… Ein unglaublich feiner Spieler. Er fordert in jeder Situation den Ball, egal wie hoch der Druck ist und er ist an 90 Prozent unserer Angriffe beteiligt. Dann unsere Spieler 11 – 15: Alles super Typen, keiner
macht negative Stimmung und jeder bringt super Energie, wenn er am Zug ist. Das ist sehr, sehr wichtig. Bei den Torhütern ist es ein enges Rennen. Das kann, je nach Leistung, in der Rückrunde wieder anders ausschauen. Ein guter Konkurrenzkampf. Maxi Huber (19 Jahre alt) hat seine Sache bis jetzt sehr ordentlich gemacht für einen so jungen Kerl.

Rainer Hellinger:

Die Mannschaft steht derzeit auf dem 1. Tabellenplatz. Den Bayernligaaufstieg hat im Landkreis Erding noch nie eine Mannschaft geschafft. Ist das eine ganz besondere Motivation für Dich?

Wiggerl Donbeck:

Davon sind wir noch meilenweit entfernt… Wenn Du als Skifahrer eine gute Zwischenzeit hast und dann Fehler machst, stehst du am Ende des Rennens da und schaust dumm aus der Wäsche. Das wollen wir natürlich vermeiden. Es liegt noch ein sehr langer und steiniger Weg vor uns.

Rainer Hellinger:

Aktuell hast Du nach dem berufsbedingten Ausscheiden von Mario Simak keinen Co-Trainer. Wie ist denn da der Stand? Hättest Du gerne wieder einen Co-Trainer und wenn ja, gibt es schon konkrete Überlegungen?

Wiggerl Donbeck:

Eigentlich hatte ich nie einen Partner, da Mario leider aus gesundheitlichen Gründen nur 30 Prozent anwesend war. Aber wir haben das als Team ordentlich bewältigt. Ein spielender Co-Trainer kommt für mich nicht in Frage. Ein Trainerteam muss zu 100 Prozent loyal und ehrlich miteinander umgehen. Ein zweiter Heißsporn wie ich würde nicht funktionieren. Alles mit Bedacht und Geduld. Aber wir sind schon in Kontakt mit einem Weggefährten, der sowohl eine  unglaubliche Erfahrung und als auch Qualität hat.

Foto: Christian Riedel / fotografie-riedel.net

Rainer Hellinger:

Was zeichnet Dein Team besonders aus? Fußballerisch und auch charakterlich?

Wiggerl Donbeck:

Die Einstellung: Disziplin und Zielorientierung.

Rainer Hellinger:

Durch die Abgänge von Mario Simak, Maxi Buchauer und Christian Reiser während der laufenden Vorrunde sowie den beruflich stark eingebundenen Boban Tasevski ist der Kader derzeit sehr klein und sollte bereits im Winter vergrößert werden. Gibt es dazu schon konkrete Überlegungen? Und wenn ja, kannst Du schon bei jemanden Vollzug melden?

Wiggerl Donbeck:

Wir sind mit drei Spieler in Kontakt, haben uns intensiv informiert und nun stehen die persönlichen Gespräche an. Bis 15.12. möchte ich gerne alles unter Dach und Fach haben.

Rainer Hellinger:

Du bist ein absoluter Fußballfachmann, der Spieler besser macht. Was ist Dir bei einem neuen Spieler besonders wichtig?

Wiggerl Donbeck:

Wir machen uns sehr viel Gedanken, wer zu uns passen könnte und gehen dabei sehr gründlich vor. Charakterlich gibt es keine Grauzone. Das muss auf jeden Fall zu 100 Prozent passen. Regionalität ist uns wichtig und der Spieler muss zu uns wollen. „Ich würde kommen, wenn…“, geht nicht! „Ich würde gerne kommen weil…“, ist für uns ausschlaggebend. Und dann bevorzuge ich Spieler, die auf mehreren Positionen einsetzbar sind, um die Kadergröße und die dadurch für den Verein entstehenden Kosten niedrig zu halten.

Foto: Christian Riedel / fotografie-riedel.net

Rainer Hellinger:

Bist Du mit der Entwicklung Deines Teams zufrieden, bzw. siehst Du bei den meisten noch weiteres Steigerungspotential?

Wiggerl Donbeck:

Selbstzufriedenheit ist im Sport „Selbstmord“. Wir haben in der Vergangenheit viele unnötige Fehler gemacht, die überflüssig waren und nichts mit der Qualität eines Spielers zu tun hatten, sondern aus Leichtsinnigkeit und mangelnder Disziplin passiert sind. Das darf uns nicht mehr passieren. Es gibt noch viel  Verbesserungspotential und daran werden wir in den nächsten Monaten arbeiten.

Rainer Hellinger:

Es ist unglaublich, wie viele Schwaiger Fans die Mannschaft auch auf sehr weite Auswärtsfahrten begleiten. Was bedeutet das Dir und Deinen Jungs?

Wiggerl Donbeck:

Das ist heutzutage schon etwas Besonderes. Auch die Art und Weise unserer Fans. Sie feuern uns immer an, kein negatives Wort und extrem fair gegenüber unseren Gegnern. Das macht schon extrem viel Spaß.

Rainer Hellinger:

Glaubst Du, dass Deine Mannschaft den Lauf aus der Vorrunde auch in die Rückrunde mitnehmen kann? Und wenn ja, schaffen die Jungs den Sprung in die Bayernliga?

Wiggerl Donbeck:

Mit Glauben und Hoffen werden wir nicht weit kommen. Wir müssen uns besser auf die Rückrunde vorbereiten als im Sommer auf die Vorrunde. Dann liegt es an unserer Gier, was wir erreichen werden. Wir müssen bereit sein, Schmerz zu ertragen und immer an unsere Grenzen zu gehen. Wo unsere Grenzen sind, können wir noch nicht sagen. Wir haben noch Potential

Rainer Hellinger:

Wo siehst Du noch Verbesserungspotential beim FC Schwaig?

Wiggerl Donbeck:

In erster Linie bei mir selbst. Ich muss noch intensiver und besser mit der Mannschaft arbeiten. Wir können vieles besser machen und dafür stehe ich in der Verantwortung. Im Umfeld gibt es auch Potential. Aber in Schwaig haben wir nur ehrenamtliche Funktionäre. Vielleicht können wir in Zukunft unsere Ziele auf mehr Schultern verteilen.

Rainer Hellinger:

Du legst großen Wert auf klassische Werte wie Pünktlichkeit, Anstand, Respekt und Disziplin. Sind das die entscheidenden Kriterien, die der Mannschaft den letzten Kick geben?

Wiggerl Donbeck:

Das stimmt. Leider sind diese Werte in unserer Gesellschaft nicht mehr selbstverständlich.

Lieber Wiggerl,

vielen lieben Dank für Deine Zeit. Wir freuen uns schon alle sehr, wenn es im Januar wieder losgeht. Bis dahin wünschen wir Dir eine erholsame, besinnliche und fußballfreie Zeit im Kreise Deiner Familie.

Rainer

Foto: Rainer Hellinger

 

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